Eltern in Deutschland sollen bald einfacher und unbürokratischer an alle Familienleistungen des Bundes kommen. "In Zukunft werden Eltern mit einem digitalen Antrag die Geburtsurkunde, das Elterngeld, das Kindergeld und den Kinderzuschlag beantragen können", kündigte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) in der "Augsburger Allgemeinen" (Montag) an. "Wir werden diese Woche im Kabinett das Digitale Familienleistungen-Gesetz beschließen", sagte die SPD-Politikerin: "Wir bündeln damit die wichtigsten Leistungen bei der Geburt eines Kindes." Die schnelle Umsetzung sei auch eine Lehre aus der Corona-Krise, so Giffey: "Ein ganz wesentlicher Punkt ist, dass wir noch digitaler werden müssen." Für junge Familien soll damit nach der Geburt eines Kindes bürokratischer Aufwand entfallen: "Alle notwendigen Angaben machen sie dabei nur noch ein Mal", betonte Giffey . "Spätestens 2022 sollen diese Vorteile bundesweit allen Eltern zur Verfügung stehen", fügte sie hinzu. Wie beim "Gute-Kita-Gesetz" oder "Starke-Familien-Gesetz" setze sie beim "Digitale-Familienleistungen-Gesetz" auf einen leicht verständlichen Namen, ergänzte die SPD-Politikerin: "Für mich ist es immer wichtig, dass man aus dem Gesetzestitel lesen kann, worum es geht."
Laut einer neuen Studie ist Muttersein in Deutschland weiter mit starken Einkommenseinbußen verbunden. Die Einkommenslücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen werde immer größer, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag) aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Montag veröffentlicht wird. Im Gegensatz dazu hätten kinderlose Frauen den Einkommensrückstand zu Männern mit der Zeit verkleinert. Das sogenannte Lebenserwerbseinkommen gehe im Schnitt um rund 40 Prozent zurück, wenn sich eine Frau für ein Kind entscheide. Bekomme eine Frau drei oder mehr Kinder, seien es gegenüber kinderlosen Frauen fast 70 Prozent. Die Studie betrachtet die Einkommen, die Männer und Frauen über ihr gesamtes Berufsleben hinweg verdienen. Eine frühere Studie mit identischer Methodik hatte im Frühjahr gezeigt, dass Männer über das Arbeitsleben hinweg fast doppelt so viel Geld verdienen wie Frauen. Westdeutsche Männer kommen demnach auf rund 1,5 Millionen Euro bis zu ihrem 60. Lebensjahr, westdeutsche Frauen auf 830.000 Euro (in Preisen von 2015). Erstmals sei nun ermittelt worden, wie sehr dies von der Kinderzahl abhängt. Kinderlose Frauen, die 1982 in Westdeutschland zur Welt kamen, werden der Simulationsrechnung zufolge voraussichtlich 1,3 Millionen Euro verdienen und sich damit dem Einkommen gleichaltriger Männer annähern. Gleichaltrige Mütter mit einem Kind erhalten laut der Studie 43 Prozent weniger im Vergleich zu kinderlosen Frauen, ein zweites Kind vergrößere die Lücke auf 54, ein drittes auf 68 Prozent. Als Hauptgrund nennen die Studien-Autorinnen Manuela Barisic und Valentina Sara Consiglio, dass "trotz anderer Vorstellungen, die die partnerschaftliche Arbeitsteilung befürworten - faktisch nach wie vor das Modell des männlichen Ernährers beziehungsweise das Zuverdienerinnenmodell dominiert". Weil das auch für die Jüngeren gelte, werde die Einkommenslücke zwischen kinderlosen Frauen und Müttern größer. Bei Männern sei es umgekehrt. Väter verdienen der Studie zufolge im Leben bis zu 20 Prozent mehr als kinderlose Männer. Die Autorinnen fürchten, dass sich die Nachteile der Mütter durch die Corona-Krise noch vergrößern werden. Reformvorschläge lägen seit Jahren auf dem Tisch, so Barisic: "Gute Ganztagsschulen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind genauso wichtig wie eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijob-Regelungen." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)