Jede zweite Schule in Deutschland ist von Lehrermangel betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Schulleitungen, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Freitag in Düsseldorf vorstellte. 55 Prozent der Schulleitungen bezeichneten den Mangel demnach als ihr größtes Problem. Inzwischen sei diese Situation "bestimmend für die Schullandschaft geworden", sagte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. Er äußerte sich beim Deutschen Schulleiterkongress, an dem bis Samstag 2.700 Schulleiter aus ganz Deutschland teilnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage den Angaben zufolge verschlechtert: 2018 hatte jede dritte Schulleitung erklärt, von Lehrermangel betroffen zu sein. Schulen in besonders schwierigen Lagen - etwa mit Kindern, die besondere Förderung bräuchten - griffen verstärkt auf Seiteneinsteiger zurück, hieß es weiter. Insgesamt gaben 45 Prozent der Schulleitungen an, Seiteneinsteiger zu beschäftigen. Diese Kräfte würden häufig "nicht einmal pädagogisch vorqualizifiert", kritisierte Beckmann. Zwei von drei Schulleitungen erklärten demnach, dass die eingesetzten Seiteneinsteiger nicht systematisch vorqualifiziert worden seien; bei Grundschulen sagten dies drei von vier Leitungen. Beckmann betonte, Seiteneinsteiger könnten "wertvolle Impulse" bringen, bräuchten aber Qualifizierung und eine Perspektive. Der Verband warnte vor einer "doppelten Abwärtsspirale": Einerseits erhielten immer mehr Kinder keinen angemessenen Unterricht, zugleich würden die "originär ausgebildeten" Lehrkräfte immer stärker beansprucht. Mehr als jede dritte Schulleitung erklärte, dass eine steigende Zahl von Lehrern langfristig aufgrund psychischer Erkrankungen ausfalle. Beckmann warf der Politik vor, sie spare Lehrkräfte kaputt. Als größte Probleme neben dem Lehrermangel nannten die Schulleitungen laut Umfrage die Herausforderung durch Inklusion und Integration (26 Prozent), den Zustand von Gebäuden (21 Prozent) und die Ausstattung (19 Prozent), aber auch Probleme mit Eltern sowie Zeitmangel und Arbeitsbelastung (jeweils 18 Prozent). Ein stetig wachsendes Aufgabenspektrum bezeichneten 91 Prozent der Schulleitungen als größten Belastungsfaktor. Die Zahl derjenigen, die Eltern als Problem wahrnehmen, sei angestiegen, betonte Beckmann. Dies decke sich mit anderen Studien des Verbands etwa zum Thema "Gewalt gegen Lehrkräfte". Der Experte warnte, dass immer mehr Eltern versuchten, "ihre Vorstellungen mit allen Mitteln durchzusetzen". 86 Prozent der Schulleitungen beklagten zudem, "dass Politiker bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten". Beckmann sprach von einer "Bankrotterklärung". Die Politik habe immer mehr Aufgaben an die Schulen abgegeben, ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen zu liefern. Für die repräsentative Umfrage befragte forsa im Auftrag des VBE zwischen Januar und März 2019 bundesweit 1.232 Schulleitungen.
Die Kosten für den vorgeburtlichen Bluttest auf das Down-Syndrom wird möglicherweise von den Kassen übernommen. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen, Ärzten, Kliniken und Patientenvertretern verabschiedete bei seiner Sitzung am Freitag in Berlin eine entsprechende Vorlage. Die abschließende Entscheidung soll voraussichtlich im Spätsommer fallen. Zuvor soll es möglicherweise im April eine Orientierungsdebatte im Bundestag geben. Nach der Vorlage sollen die gesetzlichen Kassen den Test aber nur dann bezahlen, wenn es besondere Risiken oder Auffälligkeiten in der Schwangerschaft gibt. Der Test ist ethisch umstritten, da sich viele Eltern nach einem positiven Ergebnis für eine Abtreibung entscheiden. Seit 2012 gibt es auf dem deutschen Markt einen Gentest auf Trisomien, der schon von der zehnten Schwangerschaftswoche an möglich ist. Dabei wird bei einem Bluttest nach entsprechenden Veränderungen gesucht. Die Untersuchung gilt im Vergleich zur Fruchtwasseruntersuchung als risikolos. Das Konstanzer Unternehmen Life-Codexx hatte den Test als erstes in Europa unter dem Namen PraenaTest auf den Markt gebracht. Nach eigenen Angaben verkaufte es inzwischen mehr als 150.000, davon allein die Hälfte in Deutschland. Verschiedene katholische Verbände haben sich gegen die Zulassung von Bluttests für Schwangere als Kassenleistung gewandt. Sie fordern den Gemeinsamen Bundesausschuss und die Abgeordneten des Bundestags dazu auf, sich gegen eine solche Zulassung einzusetzen. Zu den Verbänden gehören der Deutsche Caritasverband (DCV), der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP). "Embryos werden durch den Test danach eingeteilt, ob ihr Leben lebenswert oder nicht lebenswert ist", so die Verbände. "Das gilt es zu verhindern. Jeder Mensch hat grundsätzlich seine Würde und seinen Wert", so Caritas-Präsident Peter Neher. Es müsse eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, Frauen und Familien in der Gestaltung ihres Lebens mit Kindern mit einer Behinderung besser zu beraten und konkret zu unterstützen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)