Bundesjugendministerin Franziska Giffey (SPD) drängt in der Öffnungsdebatte auf schnelle Erleichterungen für Kinder und Jugendliche. Ihre Belange müssten bei der Frage von Lockdown-Aufhebungen "ganz vorne" stehen, sagte sie im ARD-Morgenmagazin. "Es kann nicht sein, dass Hunde früher in die 'Schule' gehen als Kinder und Jugendliche", so die Ministerin.
Zugleich dürften diese nicht nur als Schülerinnen und Schüler gesehen werden, sondern auch ihre Bedürfnisse im außerschulischen Bereich im Fokus stehen. Gerade für Kinder in sozialen Brennpunkten seien Kontakte und Angebote ganz wichtig. Neue Schnell- und Selbsttestverfahren könnten bei den Öffnungen von Kinder- und Jugendeinrichtungen eine große Hilfe sein. "Auch hier muss es Öffnungsperspektiven geben."
Besorgt zeigte sich Giffey wegen des stark gestiegenen psychotherapeutischen Bedarfs bei Kindern und Jugendlichen. In der Pandemie-Krise seien die Anfragen bei der Beratungshotline ihres Ministeriums um 30 bis 40 Prozent gestiegen, teilte die SPD-Politikerin mit. Mehr als 63 Prozent der unter 30-Jährigen fühlten sich einsam. Deshalb habe die Frage nach Erleichterungen für junge Menschen besondere Priorität. "Wenn Öffnungsschritte gemacht werden, dann müssen wir gerade an dieser Stelle einen ganz großen Schwerpunkt setzen", betonte Giffey.
Wie aus dem aktuellen Arztreport der Barmer-Krankenkasse hervorgeht, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) vorliegt, ist der Bedarf an Psychotherapien bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Laut Auswertung der Versichertendaten für 2020 wuchs die Zahl der Akutbehandlungen sowie die Zahl der Anträge für eine Erst-Therapie und deren Verlängerung bei jungen Menschen bis 24 Jahre um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch nicht eingerechnet seien dabei jene Patienten, die bereits eine Diagnose bekamen, aber noch keinen Therapeuten gefunden hatten, oder sich scheuten, in Zeiten hoher Infektionsrisiken eine Praxis aufzusuchen, so eine Sprecherin. (KNA)