Weniger als 15 Prozent der Schüler unter 15 Jahren im Hartz-IV-Bezug bekommen laut einer Studie Leistungen aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket. Aus Sicht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und des Deutschen Kinderschutzbundes läuft die Leistung damit praktisch ins Leere. Notwendig sei stattdessen eine Kindergrundsicherung, erklärten sie am Dienstag in Berlin. Die Studie stammt von der Paritätischen Forschungsstelle. Nach den Worten des Präsidenten des Kinderschutzbunds, Heinz Hilgers, stigmatisiert die Leistung Kinder, weil sie sich als arm "outen" müssten. Außerdem sei sie unzureichend. Eine angemessene Erstausstattung von Schülern, "die wir auf der Grundlage von Informationsblättern von Schulen zusammengestellt haben, kostet mehr als doppelt so viel", so Hilgers. Das Bildungs- und Teilhabepaket war 2011 von der Bundesregierung eingeführt worden. Pro Kind gibt es zehn Euro im Monat etwa für schulische Ausgaben oder Mitgliedsbeiträge in Vereinen.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) hat von der Kultusministerkonferenz (KMK) verbindliche Vereinbarungen für ein bundesweit hohes Leistungsniveau gefordert. Die KMK müsse für mehr Bildungsgerechtigkeit zwischen den Ländern sorgen, forderte der Verband am Dienstag in Berlin. "Es kann nicht länger sein, dass Bremer und Berliner Schülerinnen und Schüler gegenüber den bayerischen kontinuierlich benachteiligt werden", sagte die DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Auch die Autorengruppe des Bildungsberichts "Bildung in Deutschland 2018" beklage Ungleichheiten, so Lin-Klitzing. Die Steuerung des Bildungswesens über internationale und beschreibende Studien wie PISA, TIMSS und IGLU reichten nicht aus, wenn die Bundesländer keine Konsequenzen zögen. "Die Bundesländer vergleichende PISA-E-Studie wurde abgeschafft. Nur manche Länder führen die daran anschließend beschlossenen Vergleichsarbeiten in Klasse 3, 6 und 8 überhaupt durch. Die dazugehörigen Veröffentlichungen sind unterschiedlich. So kann es nicht weitergehen", kritisierte die DPhV-Bundesvorsitzende. Mit Blick auf den Lehrermangel rief Lin-Klitzing die Kultusministerkonferenz auf, im Oktober ein Gesamtkonzept mit Mindeststandards beim Einsatz von Quer- und Seiteneinsteigern zu entwickeln. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)