Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fordert von der Politik mehr Engagement für Familien. Sie hätten Anspruch auf größtmöglichen Schutz und Beistand durch Gesellschaft und Staat, schreibt der Erzbischof in einem Beitrag für die Zeitschrift "Stimme der Familie". Eltern benötigten eine bessere soziale und finanzielle Sicherheit, heißt es in der Verbandszeitschrift des Familienbundes der Katholiken (6/2018). Dieses widmet sich dem Thema "Sozialer Zusammenhalt und Frieden". Kinder müsse man sich hierzulande leider noch immer "leisten" können, kritisiert Woelki. Hohe Mitpreise verschlimmerten die Situation zusehends. Die Folge sei Kinderarmut. "Es ist ein Armutszeugnis, dass in einem wohlhabenden Land wie unserem die Weitergabe des Lebens zu einer existenziellen Bedrohung werden kann", so der Kardinal. Diese Missstände in Deutschland seien eine "unzureichende Erfüllung menschenrechtlicher Verpflichtungen". Konkret schlägt der Erzbischof vor, "die Bildungsförderung auf Armutsbekämpfung auszurichten". Wer arm sei, bleibe in der Regel arm. Das müsse sich ändern. Damit künftig "kein junger Mensch ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung bleibt", müsse das Bildungssystem sozial und noch durchlässiger sein. In Sachen Kinderbetreuung bedürfe es eines angemessenen Betreuungsschlüssels. Ferner müssten Arbeitnehmer Beruf und Familie besser vereinbaren können.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will mehr Menschen für den Beruf Erzieher gewinnen. Um die Rahmenbedingungen zu verbessern, stelle der Bund in den kommenden drei Jahren rund 300 Millionen Euro zur Verfügung, erklärte Giffey am Dienstag bei der Vorstellung der "Fachkräfteoffensive für Erzieher" in Berlin. Mit dem Geld sollen Auszubildende bezahlt, Weiterbildungen für Erzieher finanziert und Aufstiegschancen in dem Beruf verbessert werden. "Es gibt genügend Menschen, die sich vorstellen können, Erzieher zu werden", betonte Giffey. Allerdings müssten die Auszubildenden auch von ihrer Arbeit leben können. Etwa 81 Prozent der Nachwuchskräfte würden in der Ausbildung nicht bezahlt. Manche müssten zudem Schulgeld entrichten. Laut Bundesfamilienministerium gibt es rund 621.000 Erzieher und 38.000 Auszubildende in Deutschland. Allerdings wechsle etwa jeder Vierte während der Ausbildung oder in den ersten Berufsjahren in einen anderen Job. Das Ministerium geht davon aus, dass ohne Gegenmaßnahmen 2025 etwa 191.000 Pädagogen in der frühen Bildung fehlen. Träger von Einrichtungen können sich für die Fördermittel bewerben, um Erzieher in einer praxisintegrierten Ausbildung während der drei Jahre zu bezahlen, hieß es. Ziel sei, vergütete Ausbildungsmodelle in allen Bundesländern einzuführen. Zudem sollen mit dem Programm Weiterbildungen für Ausbilder gefördert werden, die sich von der Arbeit freistellen lassen, um Nachwuchskräfte auszubilden. Das Geld soll zusätzlich zu den Mitteln für das in der vergangenen Woche verabschiedete "GuteKita-Gesetz" gezahlt werden. Ab dem kommenden Jahr will der Bund zur Verbesserung der KitaQualität 5,5 Milliarden Euro bis 2022 aufwenden. Auch das Investitionsprogramm zum Bau von Kitaplätzen werde bis 2020 mit 1,1 Milliarden Euro weitergeführt.
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist stark gestiegen. Im Dezember 2017 erhielten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag 3,41 Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung. Das waren 19 Prozent oder 0,55 Millionen mehr als vor zwei Jahren, als ihre Zahl bei 2,86 Millionen lag. Die starke Zunahme ist allerdings nach Angaben der Statistiker zum großen Teil auf die Einführung des neuen, weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs seit 1. Januar 2017 zurückzuführen. Seitdem werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als vor der Umstellung. Gut drei Viertel (76 Prozent oder 2,59 Millionen) aller Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. Davon wurden 1,76 Millionen Pflegebedürftige in der Regel allein durch Angehörige gepflegt. Weitere 0,83 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten, sie wurden jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste versorgt. Knapp ein Viertel (24 Prozent oder 0,82 Millionen Pflegebedürftige) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut. Ende 2017 waren 81 Prozent der Pflegebedürftigen 65 Jahre und älter, mehr als ein Drittel (35 Prozent) war mindestens 85 Jahre alt. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen war weiblich (63 Prozent). Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu sein. Während bei den 70- bis 74-Jährigen rund 6 Prozent pflegebedürftig waren, wurde für die ab 90-Jährigen die höchste Pflegequote ermittelt: Der Anteil der Pflegebedürftigen in diesem Alter betrug 71 Prozent. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte dazu, die Zahlen zeigten, dass die Pflege in Deutschland ohne das Engagement der Angehörigen längst gescheitert wäre. Zugleich werde deutlich, dass der Zuwachse bei den Pflegekräften nicht Schritt halten könne mit der Zahl der Pflegebedürftigen, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)