Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat eine neue Debatte über frühkindliche Bildung in Deutschland gefordert. "Es kann nicht sein, dass Eltern überlegen, kann ich es mir überhaupt leisten, mein Kind in die Kita zu geben", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Wir müssen erstmal dahin kommen, dass wir für alle ein Angebot machen können." In Deutschland gebe es nicht genügend Kitaplätze. "Erstmal muss es darum gehen, dass ein Kitaangebot geschaffen wird, dass der Bedarf gedeckt wird", betonte die Ministerin. "Uns fehlen die Erzieherinnen und Erzieher. Und da müssen wir ansetzen und das ändern." Giffey bezeichnete sich als "Verfechterin von guter frühkindlicher Bildung." Man müsse früh anfangen. "Ein Fünfjähriger, der sich nicht alleine anziehen kann, nicht rückwärts laufen, nicht den Stift halten kann und Probleme beim Sprechen hat, hat keine guten Startbedingungen." Bildungsforscher Dieter Lenzen nannte die Ausweitung der Schulpflicht für Kinder ab drei Jahren in Frankreich "beispielhaft". Mittelfristig solle dies auch ein Ziel in Deutschland sein. "Dieses gilt auch und besonders im Hinblick auf die sehr großen Zahlen von Migrantenkindern aus bildungsfernen Schichten, deren Integration ohne solche Maßnahmen außerordentlich schwierig ist." Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Marcus Weinberg (CDU), könnte sich "durchaus vorstellen, dass Kindern, bei denen im Kindergarten- oder Vorschulalter Sprachdefizite oder Integrationsdefizite festgestellt werden, bereits vor dem Schulbeginn zusätzliche und verpflichtende Angebote und spezielle Vorschulmaßnahmen verstärkt unterbreitet werden". Besonders für Integration und Spracherwerb gelte: "Je früher wir Kinder fördern, desto größer sind die Erfolge." Eine allgemeine Pflicht lehnte der Politiker ab: "Von einem Kitazwang für alle Kinder halte ich nichts."
Mit Blick auf Gewalt und religiöses Mobbing an Schulen fordert Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ein konsequentes Reagieren. Bestehende Regeln müssten eingehalten werden, sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Sollte das nicht der Fall sein, sehe sie verschiedene Möglichkeiten: "Von pädagogischen Gesprächen, über Eltern einbestellen, und wenn es weiter geht, sollte auch die Polizei eingeschaltet werden." Die Ministerin kündigte an, mehr als 170 "Anti-Mobbing-Profis" an Schulen mit Problemen schicken zu wollen. Die Kräfte arbeiteten dann mit Schülern, sprächen über Respekt, Anerkennung, die Stellung der Mädchen und was es bedeute, "ein freies Leben zu führen, welche Rolle der Glaube spielt oder die sexuelle Orientierung". Zusätzlich könne professionelle Sozialarbeit helfen. Jeder Fall von Antisemitismus, Radikalisierung, Rassismus und Hass müsse den Schulbehörden gemeldet und aufgearbeitet werden, sagte sie. "Viele Schulen scheuen davor zurück, weil sie eine Stigmatisierung fürchten, wenn sie mit vielen Fällen in der Statistik auftauchen. Davon müssen wir wegkommen. Eine Schule, die Gewaltvorfälle meldet, ist eine Schule, in der damit konsequent umgegangen wird und in der die Probleme aufgearbeitet werden." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)