Schul- und Kitaschließungen im neuen Schuljahr sollten nach Auffassung des Familienbundes der Katholiken nur als letzte mögliche Maßnahme zum Infektionsschutz in Betracht kommen. Angesichts des Schulstarts in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein an diesem Montag forderte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann in der Bundeshauptstadt "einen souveränen und konsequenten Umgang mit der Corona-Pandemie". Die politisch Verantwortlichen müssten diesmal mit familienpolitischem Augenmaß vorgehen. "Die Politik ist eindringlich aufgerufen, alles zu unternehmen, um einen neuerlichen familien-, betreuungs- und bildungspolitischen Lockdown zu Lasten von Familien zu verhindern", betonte Hoffmann. Die Monate des Frühjahrs 2020 seien für Kinder, Jugendliche und Eltern eine unverhältnismäßige Belastungsprobe gewesen. "Die noch heute spürbaren Folgen von Überforderungen, Ausgrenzungen und einem beispiellosen Zusammenbruch des Bildungssystems in Deutschland dürfen sich nicht wiederholen". Familien dürften nicht ein zweites Mal "zu den Verlierern der Corona-Krise werden", betonte Hoffmann. Das zu verhindern erfordere auch die Solidarität der Gesellschaft mit Familien.
Der Bund will die Wiederaufnahme des Regelbetriebs in den Kitas unter Pandemie-Bedingungen mit Forschung und Geld begleiten. Zudem legte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Montag in Berlin fünf Empfehlungen des Bundes für die zuständigen Länder und Kommunen vor. Bundesweit sollte es demnach kostenlose Corona-Tests für Erzieher geben - auch ohne Symptome. Bislang sei dies nur in einzelnen Ländern der Fall. Erzieher dürften nicht anders behandelt werden als Lehrer, betonte Giffey. Erneute flächendeckende Schließungen sollten verhindert werden, sagte die Ministerin. Man müsse "alles tun, um zu vermeiden, dass es zu einem zweiten Lockdown kommt". Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass das Gesamtsystem nicht funktioniere, wenn die Kinderbetreuung nicht sichergestellt sei. Es gehe nun um Verlässlichkeit für Kinder, Eltern und Erzieher. Auch der Gesundheitsschutz sei nach wie vor wichtig. Neben den Tests sei Hygiene daher das A und O, erklärte Giffey. Dazu gehörten etwa Lüften und Handhygiene. Die Betreuung sollte in möglichst festen Gruppen mit wenig Fachkräftewechseln organisiert werden. Große Feste mit vielen externen Gästen seien zu vermeiden. Kita-fremde Personen sollten Masken tragen. Bei Kita-Kindern und Erziehern in den Gruppenräumen sei dies hingegen nicht praktikabel. Kranke und fiebernde Kinder gehörten nicht in die Kindertagesstätte oder Kindertagespflege, sagte die Ministerin. Zugleich betonte sie aber, dass nicht jede Schnupfennase dazu führen solle, dass ein Kind nicht in die Betreuung dürfe. Über die Empfehlungen hinaus will der Bund den Kita-Regelbetrieb wie folgt begleiten: Am 31. August soll erstmals gemeinsam mit Eltern, Trägern, Ländern, Kommunen und Gewerkschaften ein "Corona-Kita-Rat" tagen. Dieser soll im Anschluss monatlich zusammenkommen, solange es die Pandemie erfordert. Bereits im Mai wurde eine Corona-Kita-Studie gestartet, an der auch das Robert Koch-Institut und das Deutsche Jugendinstitut beteiligt sind. Sie soll wissenschaftliche Erkenntnisse zu Schutz und Rahmenbedingungen in der Pandemie bringen und die Rollen von Kindern und Kitas im Infektionsgeschehen erforschen. Bereits am Dienstag soll ein deutschlandweites Kita-Register online gehen, das auf Grundlage wöchentlicher Meldungen der Betreuungseinrichtungen Auskunft zu vorhandenen Betreuungsplätzen und Personalkapazitäten sowie coronabedingten Schließungen bringen soll. Ebenfalls bereits bekannt war, dass der Bund für Bau- und Hygienemaßnahmen in Kitas eine Milliarde Euro aus dem Corona-Konjunkturpaket zur Verfügung stellt. Damit sollen neben der Schaffung zusätzlicher Plätze etwa Investitionen in digitale Geräte zum Kontakthalten bei Schließungen, zusätzliche Waschbecken, mobile Desinfektionsspender oder größere Räume unterstützt werden. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)