Der Berliner Erzbischof Heiner Koch fordert mehr staatliche Hilfen für Familien in der Corona-Krise. Es sei "ein Ungleichgewicht, dass der Staat beim Kauf eines Elektroautos 5.000 Euro dazu schießt, um die Wirtschaft zu stärken, der Kinderbonus aber gerade mal 300 Euro beträgt und in erster Linie den Konsum ankurbeln soll und nicht langfristig Familien hilft", sagte der katholische Familienbischof am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).Zwar profitierten auch die Familien von der Verringerung der Mehrwertsteuer oder vom Kinderbonus, räumte der Vorsitzende der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz ein. "Diese Hilfen sind aber nur temporär, sie helfen akut, aber nicht langfristig." Das löse nicht die Probleme der Familien, die nicht auf Rücklagen zurückgreifen könnten.
Koch betonte, es "wäre sehr schlimm", wenn die Corona-Krise der Gleichberechtigung der Frauen schade und diese wieder in alte Rollen-Muster gedrängt würden. Er glaube aber, "dass das eher dort passiert ist, wo es auch vor der Krise schon ein Ungleichgewicht in der Aufteilung der gemeinsamen Aufgaben gab". Corona habe ungeklärte Rollen und familiäre Probleme aufgedeckt. Der Erzbischof plädierte "nachdrücklich für die Freiheit der Eltern, ihre beruflichen und familiären Aufgaben eigenverantwortlich zu verteilen". Auf diesem Gebiet gebe es heute viel gesellschaftlichen Druck, familiäre Arbeit geringer zu bewerten und schwächer finanziell zu unterstützen. Der Erzbischof betonte, die Corona-Pandemie bringe auch neue Herausforderungen für die Kirche. Wegen der Beschränkungen der Sozialkontakte seien auch viele familienspezifische Angebote "weggebrochen", wie Kindergottesdienste und "das Miteinander in unseren katholischen Kitas und Schulen". Vieles habe online durchgeführt werden können, "aber das ersetzt auf Dauer natürlich nicht die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht, das Gefühl, die Kirchengemeinde als Heimat zu erfahren". Mit Blick auf die Familienbildung müsse die Kirche auch sehr viel mehr tun, "wie wir Eltern befähigen, ihre Kinder religiös stärker zu begleiten". (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)